Umfrage

Singen in der Weihnachtszeit.

Anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Stille Nacht (2018) führte das Österreichische Volksliedwerk im letzten Jahr eine Umfrage mit offenen Antworten durch, um die Bedeutung sowohl des Liedes „Stille Nacht – Heilige Nacht“ wie auch anderer Weihnachtslieder und Informationen über das weihnachtliche Singen abzufragen.  150 Personen sind der Aufforderung gefolgt und geben mit ihren Antworten einen Einblick in das Musizieren rund um die Weihnachtszeit in Österreich.[1]

„Stille Nacht – Heilige Nacht“

Von den 100 Personen, die älter als 25 Jahre waren, gaben fast alle an das Lied „Stille Nacht – Heilige Nacht“ am Weihnachtsabend in der Familie zu singen. Die Hälfte davon singt drei Strophen, 50 Personen etwas weniger bzw. mehr als drei Strophen. 60 Prozent gaben an, dass Stille Nacht – Heilige Nacht für sie das bedeutendste Lied rund um das Weihnachtsfest darstellt. Das Singen dieses Liedes ist zentraler Bestandteil der weihnachtlichen Bescherung und des privaten Feierns in der Familie. Rund 40 Personen singen es auch in der Christmette. Ein Drittel gaben an, das Lied auch mehrstimmig zu singen bzw. mit Instrument zu begleiten. Das Lied und auch das Singen erzeugt bei den Befragten eine eigene Stimmung, die Melodie berührt sie, wirkt festlich. Bei einigen Personen über 55 weckt es Erinnerungen an die Kindheit. Tonaufnahmen des Liedes spielen nur bei wenigen Personen, die damit eine ganz persönliche Erinnerung assoziieren, eine Rolle. Meist wird das Lied zufällig im Radio oder im Kaufhaus mitgehört. Einige gaben an, dass sie das als störend empfinden, denn es nimmt dem Lied seine Bedeutung. Beliebt sind Aufnahmen von Chören. Etwas anders verhält es sich bei den befragten Schulkindern aus Wien. Jenes Drittel ohne christlichen Glaubens feiert in den Familien teilweise Weihnachten mit Essen und Familienbesuchen und auch Geschenken, jedoch wird das weihnachtliche Singen und damit auch das Lied „Stille Nacht – Heilige Nacht“ in diesem Zusammenhang nicht praktiziert. Jene Kinder ohne Migrationshintergrund singen das Lied wie alle anderen befragten Personen rund um das Weihnachtsfest.

Beliebte Weihnachtslieder 

Auf die Frage welche anderen Weihnachtslieder die Befragten singen, haben uns die meisten drei mehr oder weniger bekannte, in Summe 59 Lieder genannt. Die Mehrfachnennungen gehen von „Adeste fideles“ bis „Zu Betlehem geboren“. In allen Altersklassen sind auch anderssprachige Lieder vertreten. Die meisten Nennungen sind Weihnachtslieder aus dem deutschsprachigen Raum. Jene die unter den Befragten aus dem (musik-)pädagogischen Bereich waren, gaben an Weihnachtslieder mit ihren SchülerInnen zu singen. Alpenländische Weihnachtslieder sind bei allen Befragten kaum vertreten. Lediglich das in der alpenländischen Tradition komponierte Lied „Es wird scho glei dumpa“ von Anton Reidinger liegt mit 24 Nennungen relativ weit vorne, speziell in der Altersgruppe der 20-55 Jährigen. Die in allen Altersgruppen am häufigsten genannten Weihnachtslieder sind „Oh Tannenbaum, Leise rieselt der Schnee und Ihr Kinderlein kommet“.

Tonbeispiele

Alte Schellackaufnahmen als audiotracks  auf dieser Seite zu „Oh Tannenbaum“ und zu „Leise rieselt der Schnee“  spiegeln die Lieder im Geschmack musikalischen Inszenierens der Zwischenkriegszeit wider.
1. Leise rieselt der Schnee,  Schellackaufnahme mit Bielefelder-Kinderchor
2. O Tannenbaum, Schellackaufnahme mit Chor u. Orchester d. Staatsoper Berlin
Das 3. Beispiel eine Version von „O Tannebaum“ ist eine Hommage an den heuer verstorbenen Musiker Drehleierspieler Eberhard Kummer
Oh Tannenbaum, aus: Eberhard Kummer und Helga Maria Wolf „Lieder zur Leier&Wissenswertes von Weihnachten“ 

[1] Die Fragen wurden sowohl mittels Onlinefragebogen als auch persönlich und im Rahmen der Stille Nacht Ausstellung am Treffpunkt Operngasse beantwortet. Die meisten Befragten haben die österreichische Staatsbürgerschaft, der Rest verteilte sich über den ganzen Kontinent. Etwa die Hälfte gaben an musikalische Grundkenntnisse zu besitzen. Von diesen hatten etwas mehr als die Hälfte eine höhere musikalische Bildung aufzuweisen. Befragt wurden Personen unterschiedlichen Alters, im Umkreis der Volksliedwerke und unter den Ausstellungsbesuchern. Die jüngsten waren Volksschulkindern aus Wien,ein Drittel davon Kinder nicht christlichen Glaubens, der älteste Teilnehmende 81 Jahre alt.  Somit sind die Zahlen nicht repräsentativ für Österreich zu werten, aber dennoch kann aus den Ergebnissen eine Tendenz zum weihnachtlichen Singen abgelesen werden.

Danke für die Unterstützung

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