Corpus Musicae Popularis Austriacae – COMPA

Ankcompan

Entstehung

Das Österreichische Volksliedwerk wurde 1904 gegründet, um eine repräsentative Ausgabe der Volkspoesie und Volksmusik aller ethnischen Gruppen der Donaumonarchie – getrennt nach Völkern und Nationen, sowie in der jeweiligen Landessprache geschrieben – zu publizieren. Die Vorbereitungen dafür liefen seit 1902 gemeinsam mit der Universal Edition-Aktiengesellschaft, die die Idee dazu hatte und die Bände auch herausgeben sollte. Zahlreiche Gelehrte aus allen Kronländern bereiteten das Monumentalwerk mit dem Titel „Das Volkslied in Österreich“ vor. Finanziell wie auch moralisch äußerst großzügig unterstützt wurde dieses Vorhaben vom k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht.
Dieses wissenschaftliche Werk großen Stils sollte wohl auch zur besseren Völkerverständigung und damit zum Frieden innerhalb der Habsburgermonarchie beitragen. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs brach das Vorhaben ab, obwohl bereits druckfertige Manuskripte und ein Ankündigungsband, in dem die Sammelaktion beschrieben wurde, vorlagen. Erst 1983 wurde die Idee einer Gesamtedition von der ehemaligen Generalsekretärin Gerlinde Haid wieder aufgegriffen. Zehn Jahre später erschien unter der Leitung von Walter Deutsch der erste Band „Volksmusik in St. Pölten und Umgebung“.

Titel

Das Langzeitprojekt erhielt den Haupttitel: Corpus Musicae Popularis Austriacae (COMPA). Dieser Titel knüpft an die Vorstellungen einiger Mitglieder aus den Jahren 1904-1918 an. Vertreter der slowenischen Volksgruppe schlugen im Namen aller nicht deutschsprachigen Mitglieder einen allgemeinen Titel in lateinischer Sprache, etwa „Carmina et Mele Populorum Austriacorum“ oder „Thesaurus Carminum et Melorum Popularium Austriacorum“ vor. Heute hat das Österreichische Volksliedwerk 22 Bände unter der Leitung von Walter Deutsch im Böhlau Verlag veröffentlicht.

Inhalt

Das seit dem frühen 18. Jahrhundert gesammelte Musikgut wird nach bestimmten Kriterien ausgewählt und kommentiert. Überliefertes Liedgut und traditionelle Tanzformen werden im lebendigen Zusammenhang mit Brauchtum, mit dem sozialen Umfeld und den ÜberlieferungsträgerInnen dargestellt. Die Reihe COMPA vermittelt also auch etwas vom Leben, in dem Volksmusik ihre inhaltliche, formale und funktionelle Prägung erfährt. Inhaltliche Voraussetzung für dieses große Werk sind die Kategorien der Volksmusik in Österreich: weltliches und geistliches Lied, Jodler, Instrumentalmusik und Tanz. Diese werden in Einzeldarstellungen oder als ausgewählte Erscheinungsformen einer Region (Landschaft) vorgelegt. Auch in den Bundesländern lebende anderssprachige Volksgruppen sind mit ihren Liedern und Tänzen vertreten.

Ziel des Projekte ist es, ein großes, überregionales Nachschlagewerk zur Volksmusik in Österreich, in dem sich geschichtlich gewachsene Formen und gegenwärtige Erscheinungen zum Klangbild einer spezifisch österreichischen Musiksprache vereinen, zu schaffen. WissenschaftlerInnen, ForscherInnen und SammlerInnen in Zusammenarbeit mit den Volksliedwerken der Bundesländer und VertreterInnen öffentlicher und privater Sammlungen bilden die dafür notwendige Basis, dieses Vorhaben zu verwirklichen.

Anlässlich der 100 Jahr Feier des Österreichischen Volksliedwerks 2004 publizierten Walter Deutsch und Eva Maria Hois einen Sonderband, der einen bearbeiteten und kommentierten Nachdruck des Ankündigungsbandes 1918 darstellt.

zu den Bänden
zur Person Walter Deutsch