Leopold Khals (1883 – 1965)

Khals mit Schwegel

Leopold Khals (auch Ischler Khals oder Pfeiferkhals), ein bedeutender Überlieferungsträger, wurde am 23. Dezember 1883 in Bad Ischl geboren und starb am 1. Jänner 1965 in Bad Aussee. Ab 1897 besuchte er die Manipulationsschule in Bad Ischl, die ihn für die Arbeit im Salzbergwerk vorbereitete. Hauptberuflich arbeitete er als Oberbergmeister, daneben unterrichtete er aber Seitlpfeife in der Musikschule Altaussee, wo er vom Leiter Franz Hofer (Gerlinde Haids Vater) eingestellt wurde. Khals war verheiratet mit Theresie (geb. Unterberger) und hatte drei Kinder.
Khals lernte bereits als Kind bei einem Lehrer die Violine und auf Wunsch seines Vaters (wobei nicht klar ist, wer damit gemeint ist, da Khals ein uneheliches Kind war) auch die Seitlpfeife.
Bereits zu seinen Lebzeiten wurden seine Bemühungen um die Pflege der Volksmusik anerkannt: „Khals ist selbst ein ausgezeichneter Seitenpfeifer; er pfeift bei den Alt-Ausseer Schützen die hergebrachten Pfeiferstücke und hat sich bemüht, viele davon zu Papier zu bringen. Ein Beispiel, das anderwärts – z.B. in Tirol – Nachahmung verdient.“ (Raimund Zoder, S. 143)
Da die Musik in erster Linie schriftlos weitergegeben und ohne Noten gespielt wurde, ist die Sammlung Khals ein wichtiges Zeugnis der Volksmusik im Salzkammergut.
Über Khals wird folgende Anekdote erzählt: „Leopold Khals sei einmal im Wirtshaus gesessen, habe in seinen Kavaliersack (innere Rocktasche) gegriffen, zwei Pfeifen herausgeholt und eine davon seinem Sitznachbarn gegeben mit den Worten: ‚Pfeif mar oan!‘ Als dieser einwendete, daß er gar nicht pfeifen könne, sagte Khals angeblich: ‚A Du kannst ge nit pfeifen!‘ und schüttelte den Kopf über so viel Kulturlosigkeit.“ (Gerlinde Haid, S. 85)
Zu den Musikstücken, die Khals spielte und schriftlich festhielt, gehörten auch Schleunige. Diese werden normalerweise dreischlägig, also im 3/8 oder 3/4 Takt gespielt. In Khals Aufzeichnungen finden sich auch Schleunige im 5/8 Takt.

Der Pfeifertag

Eine wichtige Rolle kam Khals beim jährlichen Pfeifertag zu. In der Literatur herrscht Uneinigkeit, wer den Pfeifertag gegründet hat. Während einige Feldforscher und auch Khals Neffe Alois Blamberger davon ausgehen, dass Professor Zoder Gründer war, wird in anderen Quellen Khals selbst als Gründer genannt. Er soll befürchtet haben, dass die Kunst der Seitlpfeife ausstirbt, da er einer der wenigen war, die dieses Instrument noch spielen konnten. So kam er auf die Idee, ein jährliches Treffen zu veranstalten: den Pfeifertag. Zoder gibt an, dass im Jahre 1924 ein vorbereitendes Gespräch mit Khals und anderen Musikern aus dem Salzkammergut stattfand. Offiziell gilt der 15. August 1925 als erster Pfeifertag, der auf der Blaa-Alm stattfand. Die Idee hinter dem Pfeifertag war, Pfeifer, Trommler und Maultrommler aus dem Salzkammergut zu versammeln. Im Jahr 1925 nahmen ca. 15 Musiker teil, unter anderem Max Eggelmeier (“Engel Max”), Kurz Sepperl, Johann Stöckl (Kalßn Hans) und Sepp Pucher. Die Teilnehmer waren alle aus dem oberösterreichischen und dem steirischen Salzkammergut. Teilnehmer aus Salzburg kamen erst in den späteren Jahren dazu. Khals, der in den Jahren 1925 bis 1965 als „Pfeifervater“ agierte – das heißt, sich um die Organisation, aber auch um fachliche und persönliche Betreuung der Anwesenden kümmerte – gab beim ersten Treffen den Auftrag, dass jeder anwesende Musiker fürs nächste Jahr mindestens einen neuen jungen Pfeifer anlernen sollte und mitbringen musste, um so die Teilnehmerzahl zu steigern. Ab den 30er Jahren führte Khals als Pfeifervater auch eine Liste der Anwesenden. Vor seinem Tod bestimmte er selbst seinen Neffen Alois Blamberger als nachfolgenden Pfeifervater.

Karte
Im Archiv befindet sich eine Postkarte, die Khals im Jahr 1933 an Prof. Zoder schickte:

Lieber Herr Zoder,
Pfeifertag ist heuer Hüttner Alm, wenn Sie vielleicht kommen sollten. Von Ischl über Rettenbachalm ist der Weg so schlecht, für Fahrräder fast unmöglich, daß Sie lieber ins Hütteneck kommen.
Herzl. Gruß, Khals
Altaussee

Notenbeispiele aus der Sammlung Khals in dessen Handschrift

Sonnenaufgang 1. Stimme Sonnenaufgang 2. Stimme

Sonnaufgang auf’m Schönberg

Tiefe Steirer 1. Stimme Tiefe Steirer 2. Stimme

Tiefe Steirer

Tonbeispiel zu den Tiefen Steirern

Tonbandaufnahme von Leopold Khals und Josef Gaiswinkler an den Schwegeln
Pfeifertag in Obertraun, 15. August 1954.

T 201. Zum Katalog

Literatur

Adolf Ruttner u. Rudolf Pietsch: Die Seitelpfeife im Salzkammergut. In: Schriften zur Volksmusik 6, Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich. Wien 1982, S. 207-214, S. 208. Zum Katalog
Raimund Zoder: Gibt es eine Wiederbelebung des Volksliedes? In: Das deutsche Volkslied. Zeitschrift für seine Kenntnis und Pflege 33/1931, S. 133-145. Zum Katalog 
Sandra Galatz: Volksmusik im Salzkammergut. Der Pfeifertag. Gmunden 1999, S. 15. Zum Katalog 
Hans Commenda: Aus dem Notenbüchl vom Urähnl. Volksmusik aus Bad Ischl. In: Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerks 6/1957, S. 14. Zum Katalog
Lois Blamberger: Mein Leben als Musikant. Nach der Tondbandaufnahme vom 10. Oktober 1974 transkribiert, erläutert und mit Musikbeispielen versehen von Gerlinde Haid. In: Schriften zur Volksmusik 6, Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich. Wien 1982 S. 19-34. S. 34. Zum Katalog
Leo Schiendorfer: Kleine Historie. Die Seitl- oder Schwegelpfeife. In: Der Vierzeiler. Zeitschrift für Musik, Kultur und Volksleben 28/2/2008, S. 24. Zum Katalog
Gerlinde Haid: Die Sammlung Khals aus dem Salzkammergut – ein Dokument zur Volksmusikgeschichte Österreichs In: Michael Weber u. Thomas Hochradner (Hg.): Identität und Differenz (= Musicologica Austriaca 17). Wien 1998, S. 83-107. Zum Katalog

Bildnachweis

Porträt Khals
Postkarte

Notennachweis

Sonnaufgang
Tiefe Steirer

Notenhandschriften

E 43
E 140
E 147
E 148
E 153
E 236

Projekt im Rahmen des ULG Library and Information Studies an der ÖNB
Dr. Karoline Binder und Mag. Zea Frana, BA