Gerlinde Haid wurde als Gerlinde Hofer am 19.04.1943 in Bad Aussee geboren und verstarb am 29.11.2012 in Innsbruck. Durch ihre Großeltern mütterlicherseits wurde sie schon früh mit der lokalen Kultur vertraut gemacht. Die Musikbegeisterung und das musikalische Talent ihres Vaters, Franz Hofer, sorgten dafür, dass schon von jungen Jahren an Musik immer präsent war. Sie lernte mehrere Instrumente zu spielen (Blockflöte, Klavier und Geige) und vertiefte ihr Interesse für die Schulfächer Musik und Deutsch im Gymnasium. Nach einem Lehramtsstudium der Musikerziehung an der Akademie für Musik und darstellenden Kunst (der heutigen Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien) und einem Germanistikstudium an der Universität Wien wurde sie von Walter Deutsch, den sie im Zuge ihrer Diplomarbeit kennengelernt hatte, an das von ihm neu gegründete Institut für Volksmusikforschung an der Wiener Musikakademie geholt, welches sie von 1994 bis 2011 auch leitete. Im Jahr 1974 vollendete sie an der Universität Wien ihr Doktorat aus Volkskunde und Musikwissenschaft. In den Jahren 1976-1989 war sie Generalsekretärin des Österreichischen Volksliedwerks und leitete den gemeinsamen Arbeitsausschuss des Niederösterreichischen und Wiener Volksliedwerks. Außerdem war sie am Aufbau des Instituts für Musikalische Volkskunde am Mozarteum Salzburg (mit Sitz in Innsbruck) beteiligt.Über die Jahre hinweg arbeitete sie an verschiedenen Institutionen, organisierte Volksmusikfestivals und gründete Musikgruppen und Vereine. Ihre zahlreichen Feldforschungen, Publikationen sowie ihr Engagement beeinflussen und inspirieren bis heute viele nachfolgende MusikerInnen und ForscherInnen. Im Jahr 2003 wurde ihr für ihre Verdienste das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen.
In der hier präsentierten Dokumentation tritt sie primär in der Rolle als Feldforscherin und Sammlerin auf. Allerdings stellte ihre Art Feldforschung zu betreiben auch immer einen lebendigen Austausch dar. Denn den Wunsch nicht nur „VON etwas zu sprechen, sondern vor allem möglichst viel selbst auszuprobieren und damit Erdachtes, Erlebtes und Erhörtes im wahren Sinne zu „begreifen!““ könnte man als ihren Grundsatz betrachten.
Ihr Verständnis und ihre Liebe für den Steirer, eine der Musikgattungen die uns in den Recherchen am häufigsten begegnet sind, wurde von Alois Blamberger geprägt, mit dem sie oft zusammentraf, musizierte und forschte. Leopold Khals hingegen lernte sie bereits in jungen Jahren kennen, da dieser mit ihren Großeltern und mit ihrem Vater bekannt war, und öfter zu ihnen zu Besuch kam, um mit ihrem Vater Fachgespräche zu führen.
Alois Blamberger (rechts) auf Besuch bei Gerlinde Haid
Literatur
Nicola Benz: Biographie – HAID, Gerlinde, geb. Hofer. In: Ursula Hemetek u. Ulrich Morgenstern (Hg.): Gerlinde Haid – Eine Biobibliographie (= klanglese 8). Wien 2013, S. 8-17. Zum Katalog
Maria Walcher: Aus dem Herzen von Österreich … In: Ursula Hemetek, Evely Fink-Mennel u. Rudolf Pietsch (Hg.): Musikalien des Übergangs. Wien 2011, S. 21-43. Zum Katalog
Gerlinde Haid: Die Sammlung Khals aus dem Salzkammergut – ein Dokument zur Volksmusikgeschichte Österreichs In: Michael Weber u. Thomas Hochradner (Hg.): Identität und Differenz (= Musicologica Austriaca 17). Wien 1998, S. 83-107. Zum Katalog
Bildnachweis
Gerlinde Haid und Alois Blamberger
Alois Blamberger auf Besuch bei Gerlinde Haid
Projekt im Rahmen des ULG Library and Information Studies an der ÖNB
Dr. Karoline Binder und Mag. Zea Frana, BA