Der in Reiterndorf bei Ischl geborene Alois Blamberger (25.8.1912 – 10.4.1989), genannt Blån-Lois, zählt zu den bekanntesten Vertretern der Musik des oberösterreichischen Salzkammergutes und hat Musik überregional bekannt gemacht. Seine Eltern waren Franz und Aloisia (geb. Unterberger) Plamberger. Als er bei seiner Hochzeit 1940 eine Ariernachweis benötigte, stellte sich heraus, dass der Name mit B geschrieben wird und so schrieb er sich fortan „Blamberger“.
Beruflich absolvierte er zunächst eine Tischlerlehre, bevor er 1934 ins Ischler Salzbergwerk kam und dort bis 1972 als Oberbergmeister arbeitete. Auch musikalisch prägte ihn dieses Umfeld, er hörte und lernte die Musik und Lieder von Holzknechten und Bergarbeitern. Zu dieser Zeit pflegte das Salzkammergut einen eigenständigen Stil in der Geigenmusik.
Blamberger wuchs in einer Bauernfamilie auf, die nach seiner eigenen Aussage sehr musikalisch war. Seine Mutter stammte aus einer musikalischen Familie und auch Blambergers Brüder besaßen musikalisches Talent. Die Musik lernte er zunächst im Wirtshaus kennen, wo er teilweise auch deftige Texte lernte, die zu Hause verboten waren. Als er Geiger im Wirtshaus sah, wollte er selbst Geige lernen, aber sein Vater erlaubte es nur dem älteren Bruder. Blamberger versuchte also zu Hause von den Unterrichtsstunden des Bruders zu profitieren, aber auch das wurde ihm verboten, da ihm zu oft die teuren Saiten der Geige rissen. Mit 12 Jahren baute er sich eine eigene Geige aus einer Zigarrenschachtel und drei Saiten. Als er eines Abends im Wirtshaus bei den Geigern mitspielen durfte, bewies er Talent und die Geiger überzeugten seinen Vater, dass auch er Unterricht bekommen sollte. Obwohl sich Blamberger Zeit seines Lebens mit Noten nicht wohlfühlte und auch im Unterricht hauptsächlich nach Gehör spielte, so war es dennoch wichtig, dass er die richtige Bogenhaltung und Griffe lernte. Die Seitlpfeife zu spielen lernte Blamberger hingegen von seinem Onkel Leopold Khals, dem Mann einer Tante mütterlicherseits. Von ihm hat er Pfeifenstücke gelernt und auch viele handschriftliche Noten erhalten. Nachdem Blamberger Geigenunterricht beim Ebner Lois, einem Bratlgeiger, erhielt und sein anderer Bruder sich eine Bassgeige kaufte, konnten sie zu Hause zu dritt musizieren und absolvierten auch kleinere Auftritte, zum Beispiel beim Gesellenverein oder in der Kaiservilla. Nur die Schlager, die in den 30er Jahren modern wurden, konnten sie nicht spielen. Später im Bergwerk musizierte er mit den anderen Bergarbeitern, nahm zuerst seine Seitlpfeife mit, später auch die Geige. Auch der Krieg hinderte ihn nicht am spielen. Als er als Soldat in Griechenland war, lernte er einen Wiener und einen Deutschen kennen, von denen er neue Stücke lernte – Schrammelmusik und Schlager. Gemeinsam wurden sie zur Truppenbetreuung geschickt, um mit Musik die anderen Soldaten zu unterhalten. Nach Blambergers Rückkehr aus dem Krieg bemühte er sich zunächst um die Geigenmusik. Nachdem auch andere Seitlpfeifer zurückkehrten, konnte 1945 wieder ein Pfeifertag stattfinden. Einen größeren Einschnitt in die Musik stellte die Technologisierung der 50er Jahre dar, dadurch änderte sich das Leben der Bergarbeiter. Auch der Massentourismus kam auf und der Folklorismus wurde modern.
1962 trat Blamberger als Ersatz für den geigenden Vater der Familie Putz, der „Simon-Geigenmusi“ bei. Diese Geigenmusik war sehr gefragt, trat bei Hochzeiten und Tanzveranstaltungen auf. Die Geige blieb Blambergers Hauptinstrument, auch wenn er ab den 70er Jahren in seiner Pension vermehrt mit der Seitlpfeife unterwegs war. Zusätzlich zum Spielen begann er Instrumente zu reparieren.
Über Alois Blamberger als Lehrer und Vermittler von Musik, wird berichtet, dass er Noten nicht für notwendig hielt. Er spielte die Melodie vor und ließ jüngere Geiger nach Gehör nachspielen oder eine zweite Stimme finden. Fortgeschrittene bekamen lediglich einen Wink mit Kopf oder Augenbrauen, der ihnen anzeigte, ob sie die zweite Stimme darüber oder darunter spielen sollten. Allerdings empfand er es als selbstverständlich, alle, die wollten, in sein Spiel miteinzubeziehen. Als Gerlinde Haid ihn fragte, ob er ihr Unterricht geben würde, lehnte er ab. Für ihn gab es eben nur spielen und mitspielen (JB ÖVLW 38/ 1989).
Auf anderem Gebiet war Blamberger eine wertvolle Unterstützung für Gerlinde Haid. Er ging bei ihren Feldforschungen mit, knüpfte Kontakte, war gesellig und erzählfreudig. In diesem Sinne war er für Gerlinde Haid ein geschätzter Begleiter. Für ihn selbst eröffnete die Arbeit mit ihr die Möglichkeit, sich mit dem Archiv vertraut zu machen, wo er sich mit Notenhandschriften befasste und neue Ländler für sich zusammenstellen konnte.
Der Pfeifertag
1965 übernahm Alois Blamberger den Pfeifertag von seinem Onkel Leopold Khals als Pfeifervater. Der Pfeifertag wurde zu einer immer größeren Veranstaltung, von der auch die Medien berichteten, wodurch „fremde“ MusikerInnen mit anderen Instrumenten und zahlreiche ZuschauerInnen angelockt wurden. Wie viele seiner PfeiferkollegInnen stand Blamberger dieser Entwicklung ablehnend gegenüber. Zwei Pfeifertage werden als besonders kritisch gesehen: 1981 in Koppenrast in Obertraun kam zufällig ein Bus mit einer Blasmusikkapelle vorbei. Die MusikerInnen hielten den Pfeifertag für ein Volksfest und spielten spontan mit. Beim Pfeifertag 1988 auf der Laimeralm in Strobl war Blamberger schon von seiner Krankheit gezeichnet – es war der letzte Pfeifertag für ihn. In der Almhütte spielten die Laimerwirtsbuam, um ihre Kassette zu vermarkten! Vor seinem Tod im April 1989 bestimmte Blamberger in einem Brief an Hausa Schmidl, dass die Brüder Thomas und Kurt Simentschitsch die Pfeifertage übernehmen sollten.
Literatur
Gerlinde Haid: Alois Blamberger. Ein Musikant im 20. Jahrhundert. In: Schriften zur Volksmusik 6, Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich. Wien 1982 S. 15-17. Zum Katalog
Lois Blamberger: Mein Leben als Musikant. Nach der Tondbandaufnahme vom 10. Oktober 1974 transkribiert, erläutert und mit Musikbeispielen versehen von Gerlinde Haid. In: Schriften zur Volksmusik 6, Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich. Wien 1982 S. 19-34. Zum Katalog
Der Geiger Lois Blamberger. In: Hermann Härtel: Vorträge, Leitartikel, Reden, Glossen, Zitate (= Sätze und Gegensätze. Beiträge zur Volkskultur 10). Graz 1999 S. 175. Zum Katalog
Gerlinde Haid: Überlieferungsvorgänge in der österreichischen Volksmusik. In: Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerks 28/1979, S. 44. Zum Katalog
Gerlinde Haid: Alois Blamberger zum Gedenken. In: Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerks 38/1989, S. 210. Zum Katalog
Bildnachweis
Porträt Blamberger
Pfeifertag 1980
Notenhandschriften
Projekt im Rahmen des ULG Library and Information Studies an der ÖNB
Dr. Karoline Binder und Mag. Zea Frana, BA